Rangordnung bei Katzen - gibt es das?
Katzen haben tatsächlich keine feste Rangordnung im Sinne eines „Alphatiers“, wie bei Hunden oder anderen Rudeltieren. Ihre sozialen Strukturen sind flexibler und subtiler, die „Rangordnung“ zeigt sich eher in ihrer individuellen Anpassung an die Umgebung und die Art der Beziehungen zu anderen Katzen.
1. Lebensraum und Revier
Katzen ordnen sich eher in Form von Revieransprüchen mit einer Entfernung von 100-1000m um ihren „Heimbezirk“ bei freilebenden Katzen, als durch eine strikte Hierarchie. Ihre „Rangordnung“ bezieht sich eher auf die Verteilung von Ressourcen, also wer Zugang zu bestimmten Schlafplätzen, Futterstellen oder den besten Aussichtspunkten hat. Eine Katze, die in einem Bereich „dominanter“ ist, wird vielleicht einen anderen Bereich einer anderen Katze überlassen, ohne dass dabei eine klare „Chef-Katze“ entsteht.
2. Sozialstrukturen und Zweckgemeinschaften
Konfliktvermeidung und subtile Kommunikation
Katzen sind Experten darin, Konflikte zu vermeiden. Dies zeigen sie in subtilen Signalen: Anstatt zu kämpfen, signalisieren Katzen ihre Bedürfnisse und Grenzen durch Körpersprache; etwa durch das Vermeiden von Blickkontakt, langsames Blinzeln oder geschmeidige Bewegungen. Wenn eine Katze eine Ressource beanspruchen will, zeigt sie dies durch ruhiges „raumeinnehmend“, die andere Katze wird sich oft freiwillig zurücknehmen, um die Konfrontation zu vermeiden.
Sozialverhalten und Bindungen in Gruppen
Katzen, die engere Bindungen innerhalb einer Gruppe bilden, zeigen oft eine Art „Beziehungsrangordnung“, die weniger auf Dominanz als auf gegenseitige Akzeptanz und Bindung basiert. Die Katzen, die näher beieinander leben und sich öfter begegnen, entwickeln eine Art rangähnliche Beziehung, die weniger formell ist als eine typische Rangordnung.
Sozial lebende Katzen begrüßen sich, indem sie den Schwanz heben, erlauben die Ano-Genital-Kontrolle und reiben sich aneinander, was ihnen einen gemeinsamen Gruppengeruch verleiht. Dies schafft eine vertraute Umgebung und erleichtert die Interaktion.
Einfluss von Persönlichkeit und Sozialisation
Persönlichkeit spielt eine große Rolle bei der „Rangordnung“ unter Katzen. Solche, mit selbstbewussterem und dominanterem Temperament, neigen dazu häufiger Vorrang bei Ressourcen zu haben oder Plätze zu beanspruchen. Ängstlichere oder sozial weniger dominante Katzen ziehen sich oft eher zurück und vermeiden solche Auseinandersetzungen. Auch die Sozialisation in der frühen Jugend wirkt sich auf die Anpassungsfähigkeit und das Durchsetzungsvermögen aus.
3. Saisonale und situationsbedingte Hierarchieänderungen
Katzen können ihre „Rangordnung“ je nach Situation oder Jahreszeit ändern. Zum Beispiel können sich die sozialen Strukturen während der Paarungszeit verändern, da dominante Kater in dieser Zeit oft aggressiver und territorialer auftreten, um Weibchen zu beeindrucken oder andere Männchen abzuschrecken. Auch das Alter, Krankheiten oder der Einzug einer neuen Katze können zu Verschiebungen in der sozialen Struktur führen.
4. Der Gruppengeruch
Der Gruppengeruch spielt eine zentrale Rolle im Zusammenleben von Katzen. Wenn Katzen den gleichen Geruch haben, erleichtert das ihre Bindung und den Umgang miteinander. Es dient als subtile Art der „Rangordnung“, indem er angibt, welche Katzen zur Gemeinschaft gehören und sich gegenseitig respektieren.
Dieses Verhalten nennt man Allorubbing: Eine Katze reibt sich an der anderen – normalerweise reibt sich das „rangniedrigere“ Tier an der „ranghöheren“ Katze. Bei wild lebenden Katzen geschieht das, wenn eine Katze von der Jagd zurückkehrt. Auch bei Hauskatzen beobachtet man dieses Verhalten: Wenn du zum Beispiel nach draußen gehst und wieder zurückkommst, reiben sich die Katzen an deinen Beinen oder deiner Tasche. Sie „markieren“ dich mit ihrem Geruch, um den Gruppengeruch zu erneuern und Vertrautheit zu schaffen.
Zusammengefasst: Die Beziehungen zwischen Katzen basieren nicht auf einer festen Rangordnung, sondern auf Territorien, Zweckgemeinschaften und sozialen Interaktionen. Besonders der Gruppengeruch hilft ihnen, Bindungen zu pflegen und für ein stabiles Zusammenleben zu sorgen.